Die Kunst des Sgraffito stammt aus Italien. Mit grauem, schwarzem und weißem Putz entstehen Werke, die durch ihre künstlerische Detailgenauigkeit bestechen. Seit der Gründung der Stadt Retz um 1300 stand an der heutigen Adresse ein Bürgerhaus. Das Sgraffitohaus am Retzer Hauptplatz wurde 1576 von Augustin Resch, einem Eisenhändler und späteren Stadtrichter als Neubau errichtet. Im Torbogen finden sich noch heutet seine Initialen „AR“. 1580 wurde die Fassade vollständig mit Sgraffito-Dekorationen versehen. Im Laufe der Zeit wurde es zweimal übermalt, was letztlich dafür sorgte, dass die Sgraffito-Werke so gut erhalten blieben und nach einer gründlichen Restaurierung im Jahr 1928 heute österreichweit ein Unikat darstellen.
Die Front am Retzer Hauptplatz zeigt Sagen des Altertums, die Seitengasse biblische Figuren. Zwischen dem zweiten und dem dritten Geschoß sind die 10 Lebensjahrzehnte von Mann und Frau dargestellt. Dazu finden sich Sprüche aus der Mythologie, etwa über die Laster des Narziss, den Absturz des Ikarus oder Geschehnisse aus der Odyssee sowie seitlich am Gebäude Auszüge aus der Bibel.
Nach dem umfassenden Freilegen der Bilder und
Texte schrieb ein Journalist 1932 vom „sprechenden Haus“ in Retz.
Gelobt werden unter anderem die feine Linienführung und die zierlichen Umrahmungen.
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Das sehenswerte Haus, das Kriege, Unruhen und Naturereignisse fast unbeschadet überstand, wurde in den Jahren 2021 und 2022 mit viel Liebe zum Detail und penibler Beachtung der historischen Substanz renoviert und strahlt heute als Juwel am markanten Retzer Hauptplatz. Im Laufe seiner Geschichte erfüllte es schon so manche Funktion, zuletzt etwa als Kaufhaus. Nun ist es zum Hotel gereift, prädestiniert durch seine Lage und seine großzügige Gestaltung.